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TEIL 1: Kugellagerung für den Oberschlitten

Hallo liebe Leser!

Seit ich meine Drehmaschine habe, bin ich mit dem Oberschlitten unzufrieden. Die kleine Kurbel ist sehr schwergängig und es reibt an allen Ecken. Besonders unangenehm ist, dass sie darüberhinaus noch ungleichmässig immer an der selben Stelle pro Umdrehung eckt, was auf eine verbogene Spindel schliessen lässt. Unser Forenkollege „nemo1978“, zu dem ich schon einen netten persönlichen Kontakt hatte (servus Franz, falls Du hier mitliest) hat diesen Umbau möglicherweise auch schon hinter sich, leider habe ich aber keine Informationen darüber. Im Internet hatte ich dazu bereits einige wenige und ungenaue Anregungen gefunden. Als einziger gefiel mir aber der Beitrag in unserer Bastelstube, und zwar der von Minitech hier (ACHTUNG: Registrierung erforderlich). Auch er berichtete damals:

„Der Oberschlitten der Quantum D 210×400 ist eine relativ einfache Konstruktion:
– keine Kugellager für die Spindel mit der Folge, daß das Handrand am Oberschlitten schleift und dieser vergleichsweise schwergängig ist“

Wenn es bei meinem Oberschlitten lediglich nur „vergleichsweise schwergängig“ gewesen wäre, wäre ich glücklich gewesen, bei mir ging ja die Kurbel fast nicht mehr zu drehen (warum das so ist, hatte ich bald entdeckt):

Ich habe nun vorerst einmal alles zerlegt und es schaut in der Tat ernüchternd aus. Die Spindel auf der einen Seite und auf der anderen Seite vom Lagerblock das Kurbelrad sind ohne Kugellager verspannt, im weitesten Sinne könnte man sogar von einem Gleitlager sprechen. Man hat hier allerdings nur die Wahl: a) die Spannmutter nur locker anziehen, dafür viel axiales Spiel in Kauf nehmen, oder b) die Spannmutter streng anziehen, dafür kann man kaum mehr kurbeln.

03 Set alt mit Pfeil


Erschwerend kommen zwei weitere Tatsachen hinzu:

Die Spindel ist so krumm, dass sie an einem Ende um einen Kreis von etwa 8mm rotiert (am Foto schaut sie relativ gerade aus, weil ich schon ein wenig gerichtet hatte):

01 Krumme Spindel 01 (Small)

Das Richten ging im Backenfutter recht leicht. Die Spindel ist aus Billigmaterial und man kann sie fast mit der Hand biegen

02 Krumme Spindel richten (Medium)

Den Fehler, den ich jetzt hier beschreibe, hatte ich also erst ganz am Ende meines Umbaus entdeckt – ich greife daher hier ein wenig vor. Ich schreibe deswegen „spät entdeckt“, weil ich ziemlich blöd dreingeschaut hatte, als mein fertiger Kugellagerumbau trotz Kugellagerung sehr schwergängig war und genau das wollte ich ja eigentlich beheben.

Der gravierende Fehler war schnell gefunden. Am originalen Oberschlitten steht der Metallblock des Oberschlittens nicht hundertprozentig im rechten Winkel, die Spindel steht also nicht parallel zu den Flanken des Schwalbenschwanzes. Oder, was auch sein kann – ich stelle es im folgenden Bild rot dar: Möglicherweise läuft die Spindel samt Spindelmutter axial nicht auf einer Linie mit dem Gleitlager. Wenn man es gut meint, könnte man den Chinesen sogar unterstellen, dass das Absicht ist, um ein wenig Vorspannung in der Gewindemutter der Spindel zu erzeugen. Diese Vermutung geht aber hier komplett ins Leere, weil es gar keine Spindelmutter gibt. Das ganze Metallteil des Oberschlittens ist nämlich über die ganze Länge das Mutterngewinde. So kann das also mit einer Spindel, die schräg steht, nie funktionieren.

04 Achse schief 02 (Medium)

Das Problem konnte ich letztendlich auf einfache Weise lösen, indem ich ein 0.75mm dünnes Blech beigelegte. Nun ist die Oberschlittenbewegung völlig leichtgängig, ich bin sehr zufrieden:

04 Achse schief 01 (Medium)

Doch nun zum Bau des Teiles selbst. Das einfache Gleitlager-Endstück des Oberschlittens ist ja leicht nachzubauen, wenn man eine Fräse hat. Mit CNC geht das natürlich noch angenehmer, wiewohl aber die Zeichenarbeit nicht ganz zu unterschätzen ist. Wie man an CAD hier erkennen kann, habe ich die gängige X-Vorspannung zweier Kugellager gewählt. Die beiden Kugellager liegen aussen am roten Mittelring auf, die inneren Kugellagerschalen werden in X-Weise nach innen gespannt.

Damit unterscheide ich mich erstmals vom Minitech-Umbau. Ich wollte es vermeiden, da eigene Kugellager zu bestellen, insbesondere wollte ich diese beiden zusätzlichen Rollenlager einsparen. Mein Materialbedarf bestand somit zu 100 Prozent aus der Restekiste: 2 einfache Kugellager „6001 2RS“ zu je 60 Cent,eine kleine Beilagscheibe, und ein Reststückchen Aluplatte AW5083 mit 70x60mm.

CAD 01
Für jene von Euch, die das auch bauen wollen, hier noch die Maße. Bitte beachtet aber, dass das nicht auf allen Chinadrehen gleich sein muss – bei den Baugleichen wird es aber wahrscheinlich schon so sein (Bernardo 550, Opti 240×550, Quantum, Paulimot 450 und 700, Holzmann, usw.):

CAD 02 Maße

Zu Fräsbeginn war es vorerst einmal wichtig, die richtige Reihenfolge des Aufspannens festzulegen. Ich habe mich dafür entschieden, den 25mm Kreis für das Kugellager durchgehend, und den 28mm Kreis mit der einseitigen Tiefe von 8,40mm auf der einen Seite rauszufräsen (für die Nachbauer: Das Alu-Material hatte ich auf 18mm plangefräst, aussen ist auf jeder Seite eine Tasche mit je 8,40mm, somit hat der Ring in der Mitte 1.2mm). Die Kontur selbst konnte warten – durch diese Idee war es ein Leichtes, das Teil mit einer dicken Beilagscheibe und einer M6-Innensechskantschraube zentrisch am Aufspanntisch zu befestigen.

Natürlich musste ich darauf achten, an der richtigen Stelle auch ein Gewinde in der Aufspannplatte zu haben. Die Aussenkontur ist schwierig zu fräsen, weil es bei 18mm Tiefe mit einem 2-schneidigen Schaftfräser trotz viel Schneidöls die Fräsbahn laufend zusetzt. Tipp: Zunächst doppelt so breit ausfräsen (also 2 Bahnen je 4mm nebeneinander), damit es nicht stopft. Die letzten 3-5/10mm fürs Schlichten stehen lassen. Ich hatte mir das natürlich wieder sparen wollen. Im Endeffekt benötigte ich dann genausolange, weil ich immer wieder stoppen, hochfahren, ausputzen und neu anfahren musste.

An den folgenden Bildern sieht man ein wenig, wie es weitergegangen ist.

05 Planfräsen auf 18mm (Medium)

06 Schräge Kante wird gefräst 01 (Medium)

07 Schräge Kante wird gefräst 03 (Medium)

08 In Arbeit 01 (Medium)

09 Stück mit Kugellager 01 (Medium)

FORTSETZUNG im TEIL 2

5 Gedanken zu „TEIL 1: Kugellagerung für den Oberschlitten

  • Michael Drosihn

    Hallo Heini,
    ich sehe zwar auf den Fotos, dass das Lagergehäuse auf deiner Henriette gespannt ist, aber trotzdem noch mal: Hast du den Umbau mittels der Portalfräse gemacht?
    Wenn ja bin ich richtig froh, das das mit diesem Aufbau geht!!! Dann ärgere ich mich umso mehr über den Ausdruck Käsefräse der leider allzu oft gebraucht wird.

    Noch einen schönen Sonntag

    michael

  • Hallo Michael!

    Danke für Deinen raschen Kommentar, das ist immer wie Balsam auf die Wunden des Bastlers 🙂

    Zu Deiner Frage:

    Ja, es ist jeder Arbeitsschritt mit der Henriette gemacht worden. „Käsefräse“ sagen meist nur die Neider und diese virtuellen Möchtgegern-Fräsertypen aus Internetforen, die gar keine Fräse besitzen – hehe. Die beiden Kreistaschen für die Kugellager auch. Obwohl bei mir ein Kreis auch immer ein Kreis wird, habe ich das misstrauisch mit Argusaugen beobachtet. Die Kugellager haben aussen 27,94mm, „angeschlichen“ ans Endmaß habe ich mich ab 27,70mm, jeweils in 5/100-Schritten und immer wieder diagonal nachgemessen. Phantastisch genau, der Kreis war nie unrund.

    Lediglich, ob ich Gegenlauf oder Gleichlauf fräste, gut schmierte und langsam vorgeschoben hatte, war geringfügig maßverändernd. Schlussendlich hatte ich die Kreistasche für das dem Anwender zugewandte Kugellager passgenau auf 27,94mm, die Kreistasche für das innere Kugellager machte ich genau 28,00mm, weil ich es noch mehrmals demontieren wollte (das Problem mit dem schiefen Verhältnis Spindel zu Schlitten …) – ich dachte, ich muss den neuen Halteblock mehrmals schräg abfräsen, weil ich noch nicht wusste, dass das auch mit einem Unterlegblech rasch und einfach geht.

    Man könnte natürlich die Kreistaschen vorerst grob rausfräsen und dann auf der Drehmaschine aufs genaue Maß enddrehen. Da ich aber noch keine Aufspannscheibe bzw. noch kein 4-Backenfutter mit einzeln verstellbaren Backen habe, war das bei mir keine Alternative. Ein(e) kombinierte(s) Aufspannscheibe/Vierbackenfutter zeichne ich derzeit, die purzelt dann bald raus, hoffe ich. Allerdings wird mir das angekündigte, heisse Wetter einen Streich spielen, dann ist Werkstatt-Sommerpause angesagt.

    LG, Heini

  • Thomas Link

    Hallo

    Ich habe genau den gleichen schlitten an meiner rc 2555 drehmaschine.
    Ebenfalls schwergängig.
    Haben sie zufällig noch so ein frästeil zum umrüsten auf kugellager ????

    Sehr schöne arbeit , gefällt mir

    Mfg
    Thomas link

  • Heini Mandl

    Hallo!

    Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Leider hab eich kein weiteres Teil. Die Schwergängigkeit ist wesentlich besser geworden, die ganze Sache ist aber noch immer nicht optimal. Es „eiert“ alles ein wenig, ich vermute da, dass die Trapezspindel verbogen ist und da könnte man viel genauer arbeiten. Irgendwann einmal werde ich da eine andere Spindel einbauen und mir eine zweiteilige Kunststoffmutter selber schneiden (einen Trapezgewindebohrer habe ich). Auch der Planschlitten muss bald dran glauben 🙂

    Einen sehr schönen Umbaubericht gibt es übrigens in den diversen Foren auch noch von Minitech (in der Bastelstube und in der Zerspanungsbude). Link folgt hier, muss aber jetzt rasch weg (eventuell gehts abends).

    Lg, Heini

  • Reinhold Hiegl

    Hallo liebe Forumteilnehmer
    Ich habe die RC2555 gebraucht von meinem Cousin übernommen. Bin sehr zufrieden damit. Leider kann ich den Hauptschlitten nicht arretieren bzw. festklemmen. Was mache ich falsch oder was habe ich übersehen. Beim Drehen klemme ich mittels dem Reitstock etwas dazwischen damit der Hauptschlitten sich nicht nach hinten bewegt. Habe leider keinerlei Unterlagen für die Maschine. Es ist zwar lächerlich, aber im Moment nicht anders zu händeln. Für Eure Hilfe bedanke ich mich im vorraus.
    Wie bekomme ich Unterlagen oder wo kann ich diese herunterladen wie Bedienungsanleitung, Ersatzteilekatalog Explosionszeichnungen und Manual.
    LG Reinhold

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